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Hürdenlauf beim Einschlafen

«Die meisten wissen gar nicht, was sie für ein Tempo haben können, wenn sie sich nur den Schlaf aus den Augen rieben.»

In meinem letzten Blog-Beitrag habe ich Ihnen erzählt, welchen Einfluss sportliche Betätigung auf den Schlaf hat. Heute erzähle ich Ihnen aus meiner eigenen Erfahrung, wie Sie mit Schlaf Ihre Leistungsfähigkeit erhöhen können.

Hürdenlauf beim Einschlafen

Die letzte Nacht ist die schlimmste, früher wie heute. In der letzten Nacht vor einem wichtigen Tag mache ich kein Auge zu. Die schlechte Nachricht: Ich habe keine Ahnung, was sich dagegen tun liesse. Ausprobiert habe ich alles, genützt hat nichts.

Die gute Nachricht: Es ist egal.

Lassen Sie mich von der Zeit erzählen, als ich noch Kunstturnerin war. Ich gewann EM-Gold und WM-Silber, aber der Erfolg, der mir bis heute am meisten bedeutet, war der fünfte Platz an den Olympischen Spielen 2008 in Peking. Jahrelang hatte ich mich darauf vorbereitet, und als die Wettkämpfe kurz bevorstanden, wusste ich: Ich bin bereit.

Dann kam die letzte Nacht. Die letzte Nacht vor dem ersten Einsatz. Ich machte kein Auge zu, war so nervös, als stünde ich schon auf der Matte. Ich wälzte mich hin und her, fühlte mich mies und befürchtete, dass ich gerade alles zerstöre, was ich mir aufgebaut hatte. Etwa um drei Uhr morgens kam meine Zimmerpartnerin, eine Badmintonspielerin, die ihre Wettkämpfe bereits vorüber hatte, hineingestürmt, ich murmelte noch: «Psst, ich versuche zu schlafen!» Aber sie war so aufgedreht vom Ausgang, dass auch ich wieder hellwach war. Ich schlurfte ins Badezimmer und wühlte mich durch die kleine Apotheke, die wir von unserem Olympiaarzt bekommen hatten. Ich suchte eine Schlaftablette, erwischte aber ein Medikament, das die Muskeln lockert.

Na, super.

Tags darauf turnte ich trotzdem den besten Wettkampf meines Lebens.

Wie sich das erklären lässt? Ganz einfach: Es ist egal, ob ich in der Nacht vor einem grossen Tag zur Ruhe finde. Wichtig ist, dass ich in der Nacht davor zu viel Schlaf komme.

Die vorletzte Nacht vor dem grossen Tag – auf die kommt es an. Glauben Sie mir das ruhig, ich habe es für Sie unzählige Male getestet und halte es bis heute so: Am zweitletzten Abend vor einer Uniprüfung gehe ich so früh wie möglich schlafen, den letzten Abend aber verbringe ich bis spät mit Lernen. Funktioniert immer.

Viele Sportkolleginnen und Sportkollegen haben mir dasselbe berichtet. Daniela Ryf, die vierfache Siegerin des Ironman-Triathlons auf Hawaii, gönnt sich am zweitletzten Abend vor dem Rennen ein Glas Wein und ein schönes Stück Fleisch, weil sie weiss, dass sie dann richtig gut schläft. Wie sie die letzte Nacht vor dem Rennen verbringt, ist dann beinahe egal.

Versuchen Sie’s mal. Ich bin ziemlich sicher, dass es auch bei Ihnen wirkt. Teilen Sie mir mit, was Sie für Erfahrungen gemacht haben. Das Hüsler Nest Team und ich freuen uns auf Ihre Kommentare.

Ihre Ariella