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«Schlafen ist harte Arbeit für Teile des Gehirns»

Unser Körper braucht seine Zeit zum Regenerieren. Doch schlafen, ist nicht gleich schlafen. „Echter Schlaf“ bringt hier mehr, als einfach auf dem Sofa ein Päuschen einzulegen.

Während meiner Karriere habe ich mich leider zu wenig mit der Frage beschäftigt, wie wichtig Schlaf für die sportliche Leistung ist. Heute, da ich Sport und Psychologie studiere, weiss ich, dass selbst die Wissenschaft dem Aspekt noch immer zu wenig Beachtung schenkt. Es gibt kaum systematische Erhebungen zur Frage, wie sich schlechter Schlaf auf die Wettkampfleistung auswirkt, das habe ich in einem Artikel in der «Zeitschrift für Sportpsychologie» gelesen. Es gibt zwar eine Vielzahl anekdotischer Belege, aber es gäbe sicher noch viel zu untersuchen in diesem Zusammenhang.

Von den Dingen, die man weiss, finde ich zwei Aspekte besonders interessant. Erstens ist belegt, dass Schlaf eine stabilisierende Wirkung auf neu erworbene Fähigkeiten hat. In dem oben erwähnten Artikel steht: «Wer eine neue Bewegung erlernt und nach der Lernphase schläft, der beherrscht die Bewegung nach dem Schlaf nicht nur stabiler, sondern auch besser als jemand, der nach dem Lernen nicht geschlafen hat.» Und weiter: «Auch im schlafenden Gehirn werden weitere Lernprozesse initiiert.»

Natürlich gilt das weniger oder gar nicht für jene Teile des Trainings, die zum Ziel haben, aus dem Körper eine Maschine zu machen: Schnellkraft, Kraftausdauer, Ausdauer – all das wird kaum besser, bloss weil man schläft. Aber besser wird eben die Technik, wenn man nach einem intensiven Techniktraining zu genügend Schlaf kommt. Und mit genügend meine ich nicht ein zusätzliches Mittagsschläfchen, sondern eine ausgedehnte Nachtruhe. Denn die Studien, die es zu diesem Phänomen gibt, lassen vermuten, dass insbesondere die Quantität des sogenannten REM-Schlafs beim Neulernen motorischer Aufgaben bedeutsam ist. Und der morgendliche Schlaf enthält eben den grössten REM-Anteil, man sollte also nicht zu spät ins Bett gehen und dann mindestens acht Stunden schlafen (wobei die optimale Schlaflänge im Einzelfall natürlich variieren kann).

Auf der anderen Seite wollten die Wissenschaftler herausfinden, welche Auswirkungen schlechter Schlaf auf die Wettkampfleistung von Athleten hat. In einer Fragebogenstudie (Erlacher, Ehrlenspiel, Adegbesan & Galal El-Din, 2011) sollte geklärt werden, wie viele Leistungssportler schlechten Schlaf vor Wettkämpfen erleben. Mit einem selbst entwickelten Fragebogen wurden 632 deutsche Athleten befragt.

Menschen, die sich körperlich betätigen, sollten sich das zu Herzen nehmen, Spitzensportlerinnen und Spitzensportler sowieso. Ist es nicht eine schlicht wunderbare Vorstellung, dass man im Schlaf, dieser rundum schönen Sache, einfach weiterlernt? Und vergessen Sie dabei nicht, an die richtige Ausstattung zu denken. Denn ebenso wie ein Spitzensportler eine gute Trainingsausrüstung benötigt, benötigt man im Schlaf die perfekte Unterlage.

Vom zweiten Aspekt, den ich im Zusammenhang mit Sport und Schlaf erhellend finde, erzähle ich Ihnen in meinem nächsten Blogbeitrag.

Quelle:
Erlacher D., Gebhart C., Ehrlenspiel F., Blischke K., & Schredl M.
Schlaf und Sport – Zeitschrift für Sportpsychologie, 19 (1), 4 – 15 Hogrefe Verlag, Göttingen 2012